Am Morgen des 09. Juni wurde die Kreisfeuerwehrbereitschaft der Wesermarsch alarmiert. Alle Züge mit Ausnahme des Gefahrgutzuges wurden alarmiert. Ursprünglich sollte es für die Einsatzkräfte schon früher an die Elbe gehen. Der Termin wurde jedoch verschoben. Dadurch hatten die Meisten bereits ihre Sachen gepackt, und waren kurze Zeit später Einsatzbereit.
Nachdem sich mittags alle Einsatzkräfte in der Feuerwehrtechnischen Zentrale eingefunden hatten, gab es eine kurze Einweisung durch den Kreisbereitschaftsführer Hartmut Schierenstedt. Außerdem konnten noch einige Vorräte aufgefüllt werden. Danach startete der Konvoi aus rund 35 Fahrzeugen in Richtung Landkreis Lüchow-Dannenberg.
Nach rund fünf Stunden Fahrt mit einer kurzen Pause kamen die Kräfte am frühen Abend in Clenze an, wo ein Vorposten eingerichtet worden war. Hier gab es erste Instruktionen und einen kurzen Lageüberblick.
Anschließend ging es nach Lüchow, wo die Feuerwehrleute in der Sporthalle eines Gymnasiums untergebracht waren. In einer Turnhalle in der Nachbarschaft war die Feuerwehrbereitschaft aus Cloppenburg untergebracht, die zum gleichen Zeitpunkt wie die Wesermarsch angerückt war.
Der erste Einsatz führte nach Gartow, wo auch die Sandsackabfüllanlagen der Wesermarsch eingesetzt waren. Hier führte der Gartower See Hochwasser, da er mit der Elbe verbunden ist. Nach eingehender Lagebesprechung in der örtlichen Einsatzleitung wurden die Wesermarsch-Kräfte zur Erhöhung eines Deiches eingesetzt. Dieser drohte mit steigendem Wasserstand überspült zu werden. Es wurden mehrere Lagen Sandsäcke aufgeschichtet und mit Folie verstärkt. Die Arbeiten dauerten bis in die späte Nacht hinein.
Nach Abschluss ging es für einen Teil der Kräfte in die Unterkunft um für den nächsten Tag ausgeruht zu sein. Die übrigen Einheiten, vor allem der Zug 1(Wasserförderung), betreuten einen circa 1,5 Kilometer langen Abschnitt entlang der Landesstraße 256, an dem am Tage mobile Hochwassersperren von der Feuerwehr Frankfurt am Main aufgestellt worden waren. Die Tonnen wurden mit Wasser gefüllt. In Verbindung mit einer Folie auf der zum Elb-Wasser gelegenen Seite sollte so schnell ein Deich aufgebaut werden. Viele Behälter waren undicht, und drohten den Wassermassen nicht mehr standzuhalten. Sie mussten schließlich mit tausenden Sandsäcken gefüllt werden. Das Brechen einer Tonne hätte das Versagen des gesamten Deiches bedeutet.
Dieser Abschnitt beschäftigte in den nächsten Nächten die gesamte Kreisbereitschaft. Tagsüber waren auch die Kräfte aus Cloppenburg hier eingesetzt, die abends abgelöst wurden.
Ab der zweiten Nacht war die Situation bezüglich der Tonnen gesichert, alle Undichten waren mit Sandsäcken gefüllt worden. Dafür ergab sich ein neues Problem durch die langanhaltende Überflutung der Waldgebiete rund um den Deich. Viele Bäume hatten kaum noch Halt im Boden und drohten auf den Deich zu stürzen. Dadurch wären die mobilen Hochwassersperren zerstört worden, und der Deich gebrochen. Um dies zu verhindern wurden mehrere Bäume und dicke Äste aufwendig entfernt. Dies war nur unter sehr schweren Bedingungen möglich, da die Straße durch den Deich nur halbseitig in eine Richtung befahren werden konnte, außerdem war sie teilweise unterspült. Mit einem Hubsteiger konnte schließlich gearbeitet werden, zum Schutz vor herabfallenden Ästen wurden Lastkraftwagen der Bundeswehr vor den Deich gestellt. Am frühen Vormittag ging es zurück in die Unterkunft in Lüchow.
Nach einer Erholungspause mit etwas Schlaf ging es am Nachmittag wieder nach Gartow, wo wieder der Deichabschnitt entlang der Landstraße abgesichert wurde. Hier kamen auch Deichläufer der Bundeswehr zum Einsatz. Immer wieder mussten große Äste abgesägt werden, mittlerweile mit Hilfe einer Drehleiter aus Lüchow. Als schließlich in den Morgenstunden die Sonne aufging, konnte jeder das sehen worauf alle gewartet hatten, vor allem die Bewohner von Gartow: Das Wasser hatte sich deutlich zurückgezogen.
Die Einsatzkräfte rückten nacheinander in die Unterkunft ab. Gegen Mittag ging es schließlich für alle Einheiten, auch das Vorauskommando mit den Sandsackabfüllanlagen, wieder in die Wesermarsch. Als Ablösung rückte die Feuerwehrbereitschaft Ammerland an. Auch sie hat unter der Leitung der Feuerwehr Frankfurt in Gartow gearbeitet.
Durch den Einsatz aller Einheiten von Feuerwehr, Bundeswehr, THW und DLRG konnte Gartow letztlich vor dem Hochwasser geschützt werden. Auch wenn die Lage nicht so dramatisch schien, war sie es dennoch.
Der Einsatz war sehr anstrengend, doch der Erfolg und die Dankbarkeit der Bevölkerung motivierten immer wieder.
Lediglich die Verpflegung war teilweise sehr bescheiden, selbst für einen Katastropheneinsatz.
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